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Neapel: Carpe diem!
06/01/2006

 

von Dominick und Susan Merle

 

"Incendio!  Feuer!  Incendio!"

Ein hِllischer Weckruf morgens um ein Uhr in unserem Hotelzimmer in der sechsten Etage im San Francesco al Monte Hotel, gefolgt von einem lauten Klopfen an der Tür. In beiden Sprachen wurden wir aufgefordert, das Gebنude schnell über die Treppe zu verlassen. In Hِhe vom vierten Stock stieg uns dann Rauch in die Nase und mir kam der Gedanke, dass wir, auch wenn das Hotel eigentlich ein mit Wundern gefülltes ehemaliges Kloster war, nichtsdestotrotz in ein hِllisches Inferno abstiegen.

Den Gedanken noch im Kopf, begrüكte uns ein verdammt attraktiver Feuerwehrmann in der Hotellobby, seinen gefنhrlich aussehendem Schnurrbart zur Schau stellend. "Buon giorno!", sagte er, wنhrend er uns über die Straكe winkte, um bei den anderen zerzausten Gنsten zu warten.

Das Feuer beschrنnkte sich auf einen kleinen Bereich in der Küche im vierten Stock, wurde schnell gelِscht und uns wurde erklنrt, dass es wieder sicher sei, auf unsere Zimmer zurückzukehren. Doch die Sicht auf die Bucht von Neapel zog uns in den Bann. Noch lange waren Hotelmitarbeiter, Feuerwehrmنnner und komplett Fremde in lebhafte Gesprنche verwickelt.

Ein unter Neapolitanern hنufig benutzter Ausdruck bezieht sich auf das "Carpe diem" - Nutze den Tag, dass auch ein wenig anders als es im Deutschen verstanden wird. Man geht davon aus, dass sogar in den qualvollsten Momenten irgendein Grad Vergnügen gefunden werden kann. Ich war im Begriff, ein Beispiel davon zu erleben.

Um die Diskussionen anzuheizen, schmiss ein Hotelangestellter die Espressomaschine in der Lobby an. Als ich in das Gebنude zurückkehrte, lachten und plauderten kleine Gruppen von Feuerwehrmنnnern und Hotelangestellten, hielten ihre Tassen in der Hand, genossen die frische Nachtluft und die groكartige Aussicht. Ich ging zurück zu meinem Bett - sie hatten nicht nur den Tag genutzt.

Das ist ein Bild von Neapel, das selten in der Presse oder durch Mund zu Mund Propaganda beschrieben wird. In den meisten Fنllen sehen Touristen in dieser Hafenstadt den bِsen Bub Italiens und nutzen sie nur als notwendiges ـbel, um zu dem nahe liegenden Pompeji, Capri oder der Amalfiküste zu gelangen. Selbst manche Norditaliener bekommen weiche Knie, wenn sie Ihren Fuك auf neapolitanischen Boden setzen.

Selbstverstنndlich stimmt es, dass neben dem 'Carpe diem', so mancher Neapolitaner vor allem darauf aus ist, den Inhalt Ihrer Brieftasche zu nutzen – ganz unabhنngig von der Tageszeit. Wenn sie es zulassen, kann Neapel aber auch Ihr Herz stehlen - ein wenig Vorsicht und gesunder Menschenverstand vorausgesetzt.

Meine Frau Susan und ich waren Teil einer kleinen Gruppe, die mit Cantalupo Tours nach Italien reiste. Unser Tourguide, Michael San Filippo, ist ein über 40-jنhriger New Yorker, der leidenschaftlich das Ziel verfolgte das Image von Süditalien und Sizilien zu verbessern.

"Schauen Sie sich um," sagte er, als wir losmarschierten, um das "Alte Neapel" zu entdecken und fragte an der Küste: "Fühlen Sie sich etwa bedroht?"

Die schmalen Pflasterstrassen werden unter Fuكgنngern, Auto- und Motorradfahrer aufgeteilt. Es gibt keine Regeln, keine Bürgersteige und keine Verkehrszeichen. Dennoch scheint alles in perfekter Harmonie zu funktionieren. Die Frauen Neapels kehrten vom Markt zurück und das Aroma kochender Tomatensauce war allgegenwنrtig.

Unsere Mittagspause fand in einer zweistِckigen Pizzeria statt, dem Lombardi nahe der Piazza Domenico Maggiore. Vollbesetzt mit Einheimischen mussten wir zunنchst 15 Minuten auf einen freien Tisch warten. Die Pizza stammt aus Neapel, das ist allgemeinen bekannt. Die meisten Neapolitaner bevorzugen die klassische Art - dünne Kruste, bedeckt nur mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Rot, weiك, grün: die Farben der italienischen Flagge.

Weil reichlich vorhanden, werden Miesmuscheln, Tintenfisch und andere Meerestiere als Belag verwendet. Neapolitaner essen ihre Pizza nicht mit den Hنnden, sondern mit Messer und Gabel. Die Pizzen gibt es nur in einer (im Allgemeinen ausreichenden) Grِكe.

Nach dem Mittagessen besuchen wir die kleine, verwinkelte, als "Krippenstrasse" bekannte Via San Gregorio Armeno in der Altstadt. In alter Handwerkstradition werden hier Weihnachtskrippen das ganze Jahr über verkauft. In der Weihnachtszeit werden die Geschنfte damit geschmückt und man kann vielen Kunsthandwerkern bei der Arbeit zusehen.

Meine Frau und ich stoppten bei einem kleinen Geschنft und wurden dort von einer sagenumwobenen Figur angezogen, dem "Il Gobbo", einem buckeligen Mann, der mit einer merkwürdigen Ansammlung von Utensilien bestückt ist: Pfeffer, Hufeisen, Fische und ein Regenschirm. Er soll dazu dienen den "bِsen Blick" mit seinem Hexengebrنu zu vertreiben.

Ich fragte den jungen Mann im Geschنft nach dem Preis für Il Gobbo. Nachdem wir uns einig waren, fiel im erst beim verpacken der Holzfigur auf, dass er sich um circa 80 Euros vertan hatte. Mit traurigem Blick bestand er darauf, sie mir dennoch zu dem stark reduzierten Preis zu überlassen, was ich nicht ganz verstand, entweder war er ein guter Schauspieler und hatte "den Tag genutzt", oder ich war ein glückliche Kنufer. Ich beschloss, das letztere zu glauben, hatte er doch nichts mehr zu gewinnen, nachdem wir uns handelseinig waren.

Wir liefen wنhrend der Reise mehrmals durch die überfüllten Straكen von Alt-Neapel, einzeln und mit der Gruppe. Die Bewohner und Ladenbesitzer waren uns gegenüber immer sehr hilfsbereit und auskunftsfreudig, sofern wir uns verstنndlich machen konnten. Ich kann mich nicht erinnern dort viele andere Ferntouristen gesehen zu haben.

Wo gehen sie alle hin, diese Horden, die mit dem Kreuzfahrtschiff oder Flugzeug kommen? Capri für Einsteiger und genau das stand für den nنchsten Tag auf unserem Programm.

Wir fuhren mit dem Boot von Neapel zu der bewunderten und romantische Insel. Als wir uns Capri nنherten, erinnerte sie mich an eine dieser hübschen griechischen Inseln wie Mykonos. Als ich diesen Vergleich gegenüber unserer groكen blonden Ausflugsbegleitung, Rebecca Brooks, نuكerte, erwiderte sie hِflich, dass die Schِnheit von Capri auكer Konkurrenz stünde.

Selbstverstنndlich ist Rebecca von Capritime Tours nicht ganz unbefangen. Sie stammt aus New-Orleans, verliebte sich 1994 in die Insel, entschied sich dann dauerhaft niederzulassen und sich selbststنndig zu machen. Auch wenn sie Touren nach Pompeji und die Amalfiküste betreut und in die Toskana plant, fühlt sie sich in Capri zu Hause.

Auf unserer Bootstour um die Insel mit den vielen Grotten besuchten wir auch die berühmte Blaue Grotte, in der das Wasser von Babyblau zu Kalkgrün wechselt. Zum Mittag aكen wir mit Meerblick und ohne Speisekarte ("Ich bin die Karte", sagte unseren Kellner, als er die Tagesangebote zum Besten gab). Dann nahmen wir die Seilbahn zum Berggipfel der Insel.

Michael San Filippo, unser Tourführer, traf Vorbereitungen, damit uns Rebecca am nنchsten Tag durch Pompeji führen konnte und dann ging es zurück nach Neapel zu unserem Hotelpalast.

Früh am folgenden Morgen fuhren wir die Küste bis zu den historischen Ruinen von Pompeji hinunter und trafen nach 45 Minuten wieder auf Rebecca. Die gesamte Bevِlkerung der rِmischen Stadt (ungefنhr 15.000 Bewohner) fiel im Jahr 79 einem Vulkanausbruch des Vesuvs zum Opfer. Was erhalten blieb, ist dennoch erstaunlich.

Viel von der alten Stadt ist noch zur Hنlfte vorhanden – die Hنuser, Mنrkte, Tempel, ِffentliche Bنder et cetera. In Glasschaukنsten sind die ـberreste einiger Opfer zu sehen, die durch die Asche "einbalsamiert" wurden. In ihrer Haltung und ihren Gesichtern haben sie ihre offensichtliche Furcht und Angst vor dem plِtzlichen Tod bewahrt. Ein junger Bub scheint sein Gesicht mit einem Stück Stoff zu bedecken; eine Mutter ihr Baby zu schützen.

Wir waren überrascht, dass einige sehr groكe Abschnitte von Pompeji nicht freilegt wurden. Gründe dafür liegen zum einen darin, dass schon jetzt nicht genug Gelder zur Verfügung stehen, um das bereits Ausgegrabene zu konservieren, geschweige denn Neues auszugraben; zum Zweiten sollte es zukünftigen Generationen vorbehalten sein, sie zu entdecken und als Drittes sollen die Eintrittsgeldern veruntreut worden sein.

Am folgenden Morgen fuhren wir über das Hinterland von Neapel südwنrts zur modisch eleganten Amalfiküste, die mِglicherweise den exklusivsten Abschnitt der Mittelmeerküste darstellt. In der Hochsaison tummeln sich in den terassenfِrmig angelegten Dِrfern wie Ravello und Positano die Reichen und Berühmten der Welt. Gore Vidal, ein kontrovers diskutierte amerikanischer Autor, lebte für viele Jahre in Ravello. Sein Haus lag ganz oben auf dem Berg. John Steinbeck, Greta Garbo, Anita Eckberg, Fred Astaire, Humphrey Bogart und Jacqueline Kennedy Onassis hatten in diesem Teil der Welt ihre privaten kleinen Residenzen.

Zum Mittag kehrten wir in das Haus einer über 60jÙ†hrigen Frau ein, die einige der Prominenten gekannt und bekocht hatte. Sie ist als Mamma Agata bekannt. Heute leitet sie neben ihrem Restaurant in ihrer Villa über der Amalfiküste eine Kochschule. 

Früher wurde sie "Baby Agata" genannt, als sie im Alter von 13 Jahren anfing, für eine wohlhabende Amerikanerin zu kochen, die dafür berühmt war Parties für Prominente Gنste zu organisieren. Sie erinnert sich immer wieder gerne daran, wie Fred Astaire mit ihr Walzer im Hof tanzte, nachdem er ihre Spaghetti alla puttanesca gegessen hatte und berichtete, dass Anita Eckberg nicht genug von der pasta e fagioli (Nudeln mit Bohnen) bekommen konnte und dass Jackie ein Teller mit Tomatenscheiben und Mozzarella genügte.

Trotz ihres Ruhmes und der Bauchpinseleien der Berühmtheiten spricht die Mamma noch immer kein Wort Englisch. Ihre Tochter Chiara kümmert sich um den Familienbetrieb und um das ـbersetzen beim Kochunterricht.

In unserer letzten Nacht in Neapel fragte ich einen Hotelangestellten, ob es eine typisches Restaurant in der Nنhe gibt, das einfache neapolitanische Küche anbietet. Er notierte einen Namen und zeigte mir die Richtung.

Wir waren zu viert aus der Gruppe, die Gaststنtte war klein, merkwürdig und voller Touristen. Mِglicherweise war sie früher einmal eine typische Gaststنtte für Ortsansنssige gewesen, wurde dann aber immer mehr zu einem typischen Touristenrestaurant, als die Hotelgنste dorthin geschickt wurden und die Ansنssigen vertrieben.

Unser Kellner war reizend, das Essen vorzüglich und er hِrte nicht damit auf uns kleine Aufmerksamkeiten zu bringen, wنhrend die Nacht heraufzog. Wir glaubten natürlich, dass das eine wohlwollende Geste war. Als wir die Rechnung bekamen, wurde alles einzeln aufgelistet. In der Summe wurden unsere Erwartungen etwa um das Doppelte übertroffen. Doch das gute Essen, die Atmosphنre und der unterhaltsame Kellner lieكen uns zufrieden von dannen ziehen.

Beim verlassen der GaststÙ†tte, konnten wir beobachten, wie sich gerade die freundlich gereichten "Aufmerksamkeiten" am nÙ†chsten Tisch voller Touristen summierten.

Wie gesagt: Carpe diem!

(Dominick und Susan Merle sind unabhÙ†ngige Reisejournalisten aus Montreal)

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