Nicht weniger als die Ù†ltesten Tempel der Welt hat man in GÙbekli Tepe in der Türkei ausgegraben. „Es sieht aus wie Stonehenge. Aber Stonege ist im Vergleich dazu ein Neubau, erklÙ†rt ArchÙ†ologe Klaus Schmidt. Er grÙ†bt im Südosten der Türkei die Ù†ltesten Steintempel der Welt aus. „Vieles von dem was da unter der Erde liegt ist noch unentdeckt, aber irgendwann war uns klar, das hier ist eine archÙ†ologische Sensation.“
Gleichzeitig befindet er sich mitten in einem Interessenkonflikt. Die Stadt hat ein berechtigtes Interesse daran, den Sensationsfund zu vermarkten. Man will einen ArchÙ†ologie-Erlebnispark, und dass am liebsten sofort. Die ArchÙ†ologen hingegen wollen den Schatz behutsam für den Tourismus Ùffnen und auf keinen Fall irgendetwas von dem, was da unter der Erde liegt gefÙ†hrden.
GÙbekli Tepe war bereits seit Anfang der 1960er Jahre als archÙ†ologische StÙ†tte verzeichnet, aber in seiner Bedeutung noch nicht erkannt worden. Vor Beginn der neuen Grabungen wurde der Hügel landwirtschaftlich genutzt: Generationen von Bauern hatten immer wieder stÙrende ‚Steinbrocken‘ beseitigt und zu groÙƒen Haufen aufgeschichtet. Manches wurde dabei aus Unkenntnis zerstÙrt. Die ArchÙ†ologen erkannten erst in jüngster Zeit, dass es sich bei dem Erhebungen nicht um eine natürliche GelÙ†ndeform handeln konnte, spÙ†ter entdeckte man T-Pfeiler. Erst die Radiokarbonmethode ermÙglichte es die Anlage auf etwa 9000 v. Chr. zu datieren.
Die ersten Zeugnisse werden auf mindestens 11000 v. Chr geschÙ†tzt. Bisher wurden vier GebÙ†ude mit Durchmessern zwischen 10 und 30 Metern entdeckt. Geophysikalische Untersuchungen lassen 16 weitere Anlagen vermuten. Um 9000 v. Chr. stand die neolithische Revolution, also der Beginn von Ackerbau und Viehzucht, noch bevor. Der Bau der Anlage erforderte aber bereits komplexere Organisation. Die ArchÙ†ologen schÙ†tzen, dass bis zu 500 Menschen nÙtig waren, um die schweren Pfeiler in den Steinbrüchen der Umgebung zu brechen und bis zu 500 Meter weit zu transportieren. Die gesamte Anlage wirft noch viele Fragen auf, die von den ArchÙ†ologen und Frühgeschichtlern noch nicht beantwortet werden kÙnnen. So ist unklar, warum innerhalb der Heiligtümer nachtrÙ†glich immer wieder Mauern eingezogen wurden. Nicht nur die riesige Dimension, auch das Nebeneinander von „Pfeilerheiligtum an Pfeilerheiligtum“ macht die Anlage einzigartig. Demnach waren bereits JÙ†ger und Sammler in der Lage, monumentale Kultanlagen zu errichten. Bislang hat man geglaubt, dies wÙ†re erst mit der Sesshaftwerdung einhergegangen.
Weiterführende Informationen
Sie bauten die ersten Tempel – das rÙ†tselhafte Heiligtum der SteinzeitjÙ†ger – die archÙ†ologische Entdeckung am GÙbekli Tepe“ von Klaus Schmidt, C.H. Beck Verlag, München, 2006, 282 Seiten mit Karten und vielen teils mehrfarbigen Abbildungen, 24,90 Euro, ISBN 3-406-53500-3. |