Startseite   

Français       Español            عربي          Deutsch         English     

    Issue 21
    Issue 22
    Issue 23
    Issue 24
    Issue 25
    Issue 26
    Issue 27
    Issue 28
    Issue 29
    Issue 30
    Issue 31
    Issue 32
    Issue 33
    Issue 34
    Issue 35
    Issue 36
    Issue 37
    Issue 38

Beziehen Sie unseren KOSTENLOSEN Newsletter


Goethe, der Islam und der 80. Geburtstag von Katharina Mommsen
03/11/2005

 

www.qantara.de ... Kein Germanist hat die enge Beziehung zwischen Goethe und der islamischen Welt so gründlich erforscht und darüber so viel geschrieben, wie Katharina Mommsen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind nicht nur brisant, sondern hoch aktuell. Eine Würdigung von Stefan Weidner aus Anlass ihres achtzigsten Geburtstags.

Goethe wنre ohne den Orient nicht Goethe! | Fünfundvierzig Jahre ist Katharina Mommsens berühmte Studie zu "Goethe und 1001 Nacht" alt, und doch hat man das Gefühl, dass die brisanten Forschungsergebnisse immer noch nicht in der breiten ضffentlichkeit angekommen sind. Der Grund dafür dürfte klar sein: sie sind von einer allzu groكen kulturellen Sprengkraft gewesen.

Heutzutage aber sind sie von atemberaubender Aktualitنt. Bedenkt man, dass diese Erkenntnisse vor Foucault und Edward Said und ohne Karl Marx oder andere theoretische ـbervنter zustande gekommen sind, allein durch sorgfنltige, unvoreingenommene Lektüre, tritt die philologische Leistung Katharina Mommsens und ihre unvoreingenommene Betrachtungsweise des Orients besonders hervor.

Das Ergebnis von Katharina Mommsens Forschungen, für jedermann in ihren auch ins Arabische und Englische übersetzten Büchern nachzulesen, besagt nichts Geringeres, als dass Goethe ohne den Orient nicht Goethe wنre. Das gilt vor allem für die Mنrchen von 1001 Nacht, die er seit früher Kindheit kannte und liebte und bis ins hohe Alter nachweislich immer wieder gelesen hat.

 

Goethes "Scheherazadennatur"

 

Und Goethes Beschنftigung mit dem Orient hat eben nicht nur in seiner berühmten Gedichtsammlung "West-ِstlicher Divan" Spuren hinterlassen, sondern in seinem gesamten Werk, von den frühesten dramatischen Dichtungen aus den 6oer Jahren des 18. Jahrhunderts bis zum "Faust II" an seinem Lebensende, Anfang der dreiكiger Jahre des 19. Jahrhunderts.

 

Katharina Mommsens Bücher über Goethe wurden auch ins Englische und Arabische übersetzt. Vor allen Dingen die Romane und Erzنhlungen Goethes sind von der orientalischen Literatur beeinflusst, wie Katharina Mommsen gezeigt hat. Goethes "Scheherazadennatur", wie die 1925 in Berlin geborene Germanistin Goethes von Scheherazade ererbtes Talent im Erfinden und Weiterdenken von Geschichten genannt hat, ist ein wesentliches, wenn nicht das entscheidende Element dessen, was bis heute die Faszination und Modernitنt von Goethes Texten ausmacht.

Katharina Mommsens Bücher liefern daher gute Argumente für die Auffassung, der grِكte deutsche Dichter und damit die Renaissance der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert wنren ohne den Orient nicht das, was sie sind.

Im Klartext: Der Orient, die arabisch-islamische Welt, ist schon seit dem achtzehnten Jahrhundert nicht mehr der schlechthin Andere, sondern ein nicht wegzudenkender Teil der deutschen kulturellen Identitنt. So nah dieser Schluss liegt, so viele Argumente Mommsen für ihn beibringt, Mommsen selbst formuliert diese Schlussfolgerung nicht.

Darin zeigt sich die um objektive Erkenntnisse und nicht um bloكe Meinung bemühte Wissenschaftlerin: Sie gibt uns Denkanstِكe, ohne sich dem Verdacht auszusetzen, das angestoكene Denken gleich auch in eine bestimmte Richtung zu denken.

 

Ihrer Zeit weit voraus

Wenn es freilich darauf ankommt, ist sich Katharina Mommsen auch nicht zu schade, Partei zu ergreifen. Ausgehend von einem Gedicht aus dem West-ِstlichen Divan, in dem sich Goethe auf einen alten Reisebericht nach Tschetschenien bezieht, hنlt Mommsen ein leidenschaftliches Plنdoyer gegen die russische Unterdrückung der Tschetschenen. Lassen wir sie selbst zu Wort kommen:

Bis ins hohe Alter las Goethe die MÙ†rchen aus 1001 Nacht | "Dieses Volk wird heute von den Russen und – wegen der Allianz gegen den Terrorismus – grِكtenteils auch von der übrigen Welt als ein Volk von "Terroristen” betrachtet und, was noch sehr viel schlimmer ist, behandelt. Liegt da nicht der Gedanke nahe, dass hier nicht der Terrorismus, sondern, unter dem Vorwand des Terrorismus, die Freiheit selbst, der Gedanke der Freiheit, von dem dieses Volk ja offenbar eine ganze Menge verstanden und bis ins 21. Jahrhundert hinübergerettet hat, unterdrückt werden soll? Sich fremden Regierungsformen verweigern, Unterwürfigkeit zurückweisen, die eigene UnabhÙ†ngigkeit wahren wollen, ist nicht gleichbedeutend mit Terrorismus. Die heutige Welt steht in der Gefahr, die ؤuÙƒerungen des Freiheitswillens der Vِlker als ‛Terrorismus’ zu diffamieren. Stattdessen kِnnte die Welt etwas von diesen prachtvoll unmodernen Menschen lernen, in denen keine SklavenmentalitÙ†t angelegt ist, deren Sprache das Wort ‛Befehl’ nicht kennt, die das Recht des StÙ†rkeren nicht anerkennen und lieber sterben als sich unterjochen lassen. Goethes Sympathie mit einer solchen Haltung sollte uns zum erneuten Nachdenken über die mutige Bevِlkerung veranlassen, die in unserer Zeit vِllig vertilgt zu werden droht, weil sie sich nicht versklaven lassen, sondern einzig vor Gott beugen will."

So zeigt sich heute, wo die interkulturellen Konflikte die Medien beherrschen, dass Katharina Mommsen, indem sie seit fünfzig Jahren über Goethe und sein Verhنltnis zum Orient geforscht und geschrieben hat, ihrer Zeit weit voraus war. Jetzt gilt es, sie wieder zu entdecken und ihre Bücher noch einmal zu lesen.

Zahlreiche Ehrungen, eine bis heute rastlose VortragstÙ†tigkeit, die vielen Ù€bersetzungen ihrer Werke, nicht zuletzt in die Sprachen der islamischen Welt, haben sie international bekannt gemacht. Am 18. September 2005 hat die groÙƒe Germanistin ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert.

Stefan Weidner

Back to main page

TCPH Ltd
Islamic Tourism
Unit 2B, 2nd Floor
289 Cricklewood Broadway
London NW2 6NX, UK
Tel: +44 (0) 20 8452 5244
Fax: +44 (0) 20 8452 5388
post@islamictourism.com

itmlondon@tcph.org

Back To Top

Copyright © A S Shakiry and TCPH Ltd.


 


View World Tourism Exhibitions

Islamic Tourism Prospects


Founded by Mr. A.S.Shakiry on 2011     -     Published by TCPH, London - U.K
TCPH Ltd
Islamic Tourism
Unit 2B, 2nd Floor
289 Cricklewood Broadway
London NW2 6NX, UK

Copyright © A S Shakiry and TCPH Ltd.
Tel: +44 (0) 20 8452 5244
Fax: +44 (0) 20 8452 5388
post@islamictourism.com